Der Besatzungsalltag

Am 1. September 1939 begann ein neuer Abschnitt im Leben der polnischen Bevölkerung. Der Krieg sowie die fünfjährige Besatzung veränderten den Alltag eines jeden Menschen. Anfangs wusste niemand, was von den Deutschen zu erwarten war. Doch schon kurz nach dem Auftauchen der Wehrmacht, der Luftwaffe sowie Gestapo wurde klar, dass die Besatzer den Bewohnern der eingenommenen Gebiete keine Gnade entgegenbringen würden. Die deutschen Besatzer setzen alles daran, einerseits die Zivilbevölkerung von Anfang an einzuschüchtern, andererseits einfach nur den Bewohnern das Leben so schwer wie möglich zu machen.

Für die Nichteinhaltung von Regeln, Befehlen und Anordnungen drohten schwere Strafen –Konzentrationslager, Gefängnis und oftmals auch die Todesstrafe. Allgemein herrschender Terror wurde zum Alltag, z.B. Straßenrazzien und öffentliche Hinrichtungen. Die per Zufall während der Straßenrazzien gefangen genommenen Menschen wurden in Konzentrationslager – oder im besten Fall zur Zwangsarbeit nach Deutschland geschickt.

Der Alltag wurde, besonders am Anfang der Besatzung sehr schwer. Es fehlten viele Güter des alltäglichen Bedarfs, die Wasser‐ und Stromversorgung in den Städten funktionierten nicht und es gab keine Möglichkeit, Heizmaterial für den Winter zu besorgen. Es wurden für fast alle Nahrungsmittel und Fabrikwaren Marken eingeführt. Die Menschen mussten sich anpassen, um diese neue Wirklichkeit zu überstehen. Der Alltag wurde zum ständigen Kampf um das Überleben. Den Polen war es nicht erlaubt, ein Radio zu besitzen, in den an das Dritte Reich angeschlossenen Gebieten waren auch keine Fahrräder erlaubt, es galten Polizeistunden. Der Zugang zu Kinos, Parks, Theatern, Bibliotheken und sogar Sportplätzen war den Polen verwehrt. Straßen wurden umbenannt. Auch Schulen und Universitäten wurden geschlossen. In späteren Zeiten erlaubte man Kindern den Grundschulbesuch, im Generalgouvernement auch eine Berufsausbildung, jedoch nur in ausgewählten, als schlechter angesehenen Berufen.

Den Polen war es nicht nur verboten, Ämter auszuüben und höhere Posten zu übernehmen, ihre Rolle beschränkte sich auf die Ausführung körperlicher Arbeit zugunsten der deutschen Wirtschaft. Bereits im Oktober 1939 wurde ein Arbeitszwang für Männer zwischen 18 und 60 Jahren eingeführt. Schon bald senkte man das Alter auf 14 Jahre, in der Praxis wurden jedoch auch jüngere Kinder eingestellt. Später umfasste der Arbeitszwang auch Frauen. Die Löhne wurden reduziert und wurden somit unproportional niedrig zu den herrschenden Lebenskosten.

Doch die Polen ließen sich nicht in eine verschreckte, willenlose Masse an unqualifizierten, identitätslosen Arbeitern verwandeln. In der neuen Realität versuchte man nicht nur das Leben, sondern auch die Ehre zu bewahren. Die Polen lebten in der Hoffnung auf Freiheit, der Krieg wurde als Übergangszeit angesehen, als ein kurzer Abschnitt, daher unterwarfen sie sich nie vollständig den Anordnungen des Besatzers. Der Besatzungspolitik widersetzte sich ein Großteil der Bevölkerung, indem passiv Widerstand geleistet wurde und indem man sich an der wachsenden Untergrundbewegung beteiligte.

Bald wurde im Geheimen Unterricht auf allen Ausbildungsniveaus organisiert, es wurden Untergrundzeitungen herausgegeben. Polnischer Untergrundstaat und seine ausgebauten Strukturen waren beispiellos in Europa. Diese Bemühungen gaben den Menschen Hoffnung und halfen ihnen dabei bis zum Ende des Krieges durchzuhalten.