Dokumente

Briefwechsel -

Es gibt zwei Arten von Briefen der Kriegsgefangenen. Zum einen Briefe mit amtlichen und zum anderen mit einem amtlich-privaten Charakter.

Eine Todesanzeige ist ein gutes Beispiel amtlicher Briefsendungen. Dieses Dokument, das an das Standesamt in Wołownia im Kreis Suwałki gerichtet war (damals zu Ostpreußen eingegliedert), informiert über den Tod eines im Militärkrankenhaus in Lötzen verstorbenen Kriegsgefangenen. Die Todesanzeige betrifft einen Soldaten, der im September 1939 während des Einmarsches der Deutschen in Polen gekämpft hat (in Gefangenenlagern und –krankenhäuser kamen 10000 Veteranen ums Leben, 39 die während der Verteidigungskämpfe beim Überfall auf Polen verletzt wurden). Außer den Personendaten und der Todesursache, gibt das Dokument auch Aufschluss über die Verwandten des Verstorbenen, sowie darüber, welchem Truppenteil er angehörte.

Todesanzeige – eines Kriegsgefangenen, der im Notmilitärlazarett in Lötzen (Giżycko) behandelt wurde, gerichtet an des Standesamt in Wołownia, Kreis Suwałki (damals eingegliedert zu Ostpreußen)

Private Briefe der Gefangenen sind viel mehr eine Mischform amtlicher und privater Bestandteile. Ihr offizieller Teil besteht in der Formalisierung des Schriftstücks, sowie in der Beschränkung, die die Korrespondenzprinzipien vorschreiben. Nach der ersten Anmeldung im Stalag wurde den Kriegsgefangenen eine spezielle Karte verteilt. Auf dieser waren auf Polnisch und auf Deutsch Information für die Verwandten des Gefangenen abgedruckt. Es stand darauf geschrieben, dass ihr Angehöriger in Gefangenschaft geraten ist. Weiterhin wurde noch über seinen Gesundheitszustand berichtet. Außer des Namens, des Vornamens und dem Truppenteil, dem der Gefangene einst angehörte, wurde nichts weiter auf dieses Stück Papier eingetragen. Das war der erste Brief des Soldaten aus dem Lager, oft war das gar der erste Kontakt, seitdem er in Gefangenschaft geraten war, weil in Durchgangslagern die Möglichkeit, Briefe zu senden, nicht bestand. Danach durfte er einmal in der Woche eine spezielle Karte bzw. einen zusammengeklappten Briefvordruck mit sieben oder 25 Linien für den Inhalt bekommen. 1940 wurde das Briefformular zum zweiteiligen Druck vereinheitlicht. Es hatte 21 Linien, auf denen der Empfänger auch gleichzeitig die Antwort schreiben konnte. Ein solches Formular beinhaltete auch Anweisungen über die Art und Weise des Antwortgebens und wurde ohne Umschlag verschickt. Die Briefformulare wurden aus Kreidepapier hergestellt, was die Erkennung von eventuellen Eintragungen mit Geheimtinte erleichtern sollte. Der Briefinhalt stellte den individuellen Bestandteil dar, der allerdings aufgrund vieler Regeln und Einschränkungen stark verkürzt war. Im Gegenteil zu Briefen aus Konzentrationslagern wurden Schreiben aus den Gefangenenlagern in der Muttersprache verfasst. Jedoch unterlagen auch diese Briefe der Zensur, die von Deutschen, Volksdeutschen oder manchmal auch Ukrainern durchgeführt wurde. Briefe mit Informationen über die Lagersituation, die Ausstattung oder militärische Angelegenheiten wurden konfisziert und vernichtet. Die Kriegsgefangenen konnten aber auch für die Weitergabe solcher Informationen zur Verantwortung gezogen werden. Zensierte Briefe wurden mit dem Stempel „Geprüft“ gekennzeichnet. Der runde Stempel der Lagerkommandantur zeugte von zusätzlichen Stichprobekontrollen, die der Untersuchung der Stimmungen im Lager, aber auch der Kontrolle der Zensoren diente. Sendungen von Außen gingen auch durch die Prüfung. Briefe aus Oflags und Stlags waren durch die Aufschrift „Kriegsgefangenenpost“ von der Gebühr befreit. Wenn die Gefangenen außerhalb des Lagers in einem Arbeitskommando arbeiteten, nahmen ihre Briefe den Weg über das Stammlager.

Antwort-Postkarte – eines Oflag-Gefangenen (der abgebildete Teil ist vom Briefformular – dem Schreiben des Gefangenen – abgetrennt worden und diente als Antwortformular)
Briefkarte – eines Kriegsgefangenen, Stalag XI/B Fallingbostel